Reunion Piton des Neiges

Hell-Bourg – Caferne Dufour

Nach einem Ruhetag mit Gewitter, Stromausfall und viel viel Regen machen wir uns vom Acker! Vom restlichen Geld kaufen wir schnell noch ein paar Köstlichkeiten ein. Über Preise wollen wir lieber schweigen. Oder nur so viel: Baguette und drei Dosen Thunfisch für 6 Euro!

Dann geht es erst mal geschlagene drei Stunde nur noch bergauf. Zuerst führt der Pfad durch den Bergwald sehr steil in vielen Serpentinen nach oben. Dann wird ein Plateau erreicht, wo es etwas gemäßigter weiter geht.

Der Weg ist wahnsinnig naß, hat es doch auch gestern fast den ganzen Tag geregnet. Die quer verlaufenden Wurzeln sind höllisch glatt und man muß gut aufpassen, nicht auf die Nase zu fallen. Wir überqueren einen kleinen Fluß und dann ist es vorbei mit lustig! Jetzt geht es erst richtig los.

Auf einen dreiviertel Kilometer Wegstrecke kommen jetzt 400 Höhenmeter! Die Höhenlinien auf der Karte liegen fast übereinander. Man steht wie vor einer Wand und kann sich kaum vorstellen, daß da überhaupt ein Weg nach oben führt.

Glücklicherweise verschwindet jetzt die Sonne hinter den vom Tal aufziehenden Wolken und dadurch ist es, zumindest von der Temperatur aus, nicht mehr ganz so unerträglich. Trotzdem werden die letzten Meter zu einer Tortur. Der Rucksack wird immer schwerer und schwerer; man kommt nicht umhin, öfters mal stehen zu bleiben. Etwas sehnsüchtig schaut man denen nach, die ins Tal absteigen. Aber die werden es heute abend auch spüren, denn so steil bergab zu laufen ist auch kein Vergnügen.

Aber jetzt ist das Cap Anglais erreicht!
Auf den wenigen Kilometern, sollen es vielleicht 4 gewesen sein, ist ein Höhenunterschied von 1.200 m bezwungen worden. Steffen ist als erster oben und als ich eintreffe entwickelt sich folgendes Gespräch:

Matthias:Willst' nen Riegel?
Steffen:...
Matthias:Willst Du bissel Schokolade?
Steffen:...
Matthias:Willst Du was zu trinken?
Steffen:hm...
Matthias:In zwei Stunden sind wir oben!
Steffen:...

In den nächsten zwei Stunden herrscht dann auch "Funkstille". Es fällt kein Wort mehr. Mein Bruder trabt in einem Abstand von 100 m hinter mir her.
Der Weiterweg bis zur Caverne Dufour ist dann aber eher eine leichte Wanderung. Die Sonne ist weg und in einer Höhe zwischen 2.100 und 2.500 m ist es schön kühl.

Als wir an der Hütte ankommen, sind schon ein paar Wanderer da. Aber von Hell-Bourg aus waren wir heute sicherlich die ersten.
Es dauert nicht lange und dann werden die Betten verteilt. Wir kommen in einem Raum mit 5 Etagenbetten für jeweils 3 Personen unter. Ich suche mir ein Bett in der Mitte aus und Steffen das Untere. Noch haben wir die freie Auswahl.

Aber jetzt sind wir reif für ein Dodo. Das Bier kostet hier oben jetzt bereits 2,50 €. Aber das ist uns scheißegal! Zusammen mit den mitgebrachten Köstlichkeiten machen wir eine feine Brotzeit.

Gegen Abend reißt die Wolkendecke zum Tal hin auf und wir können den Piton de la Fournaise sehen. Auch der Blick hoch zum Piton des Neiges ist frei. Und ganz in der Ferne leuchtet eine riesige Haufenwolke rot in der untergehenden Sonne: Dort ist Mauritius!

Wir verzichten auf das Abendessen der Hütte und futtern unsere eigenen Vorräte. Geld haben wir ohnehin keines mehr!

Dann ist es auch schon Zeit schlafen zu gehen, denn wir werden wohl gegen 4 Uhr aufstehen.

Aber tatsächlich sind wir bereits viel früher und auch viel öfter auf den Beinen! Die sich bereits in Hell-Bourg abzeichnende Magen- und Darmschwäche schlägt jetzt voll durch.

Da kann auch der schönste Sternenhimmel nicht trösten, den ich mir mitten in der Nacht ansehen konnte. Denn den Weg von der Toilette zum Bett konnte man sich manchmal sparen ...

Gesamt
Höhenmeter im Aufstieg 1.700 m 3.800 m
Höhenmeter im Abstieg 0 m 2.800 m
Distanz 10,0 km 71,5 km

Caferne Dufour – Piton des Neiges – Cilaos

Es kam wie es kommen mußte! Ausgerechnet heute war ich so schlecht drauf wie die ganzen anderen Tage zusammen nicht: Schlecht oder fast gar nicht geschlafen - weiche Knie - viel Gesch... - nichts gegessen und fast nichts getrunken.

Also mit anderen Worten: "Schwach wie Flasche leer", wie es damals Bayern Münchens Trainer Giovanni Trappattoni so treffend bemerkte!

Nach den ersten Metern spüre ich eigentlich schon, daß das heute wohl nichts werden wird. Mit der Taschenlampe in der Hand und als "Gepäck" nur den Fotoapparat und meine Wetterjacke schleiche ich hangaufwärts. Alle anderen sind schon weit vor uns. Steffen verliere ich auch bald aus den Augen. Der trägt natürlich heute ausnahmsweise mal die Wasserflasche! Ohne einen Schluck Wasser würge ich zwei furztrockene Müsliriegel hinunter und siehe da, gleich geht es etwas besser vorwärts.

Trotzdem geht es sehr mühsam weiter. Ich bin zwar nicht der Letzte, aber viel fehlt nicht. Nachdem der Weg etwas flacher wird erhole ich mich wieder etwas. Dann zieht er wieder steiler nach links hoch und endlich ist der Gipfelsattel erreicht. Ich bin so kaputt daß ich nicht mal Zeit zum Fluchen finde!

Schließlich komme ich total fertig oben an! Steffen ist schon dort und reicht mir die Wasserflasche. Ich leihe ihm dafür meine Regenjacke, die er als Windschutz um seine nackten Beine schlingt. Er hat nämlich keine lange Hose mit und morgens 6 Uhr ist es auf 3.071 m Höhe ziemlich kalt.

Für die geschätzten 1¼ Stunden bis nach oben habe ich geschlagene 2 Stunden gebraucht. 10 Minuten vor Sonnenaufgang bin ich erst oben.

Der Sonnenaufgang ist dann eher etwas enttäuschend! Die Sonne kommt erst sehr spät hinter einem riesigen Wolkenberg hervor.

Es sieht also auf keinen Fall so aus wie auf den Ansichtskarten, wo ein gelber Sonnenball vor einem glutroten Himmel steht!

Wir machen noch ein paar Fotos und beginnen dann abzusteigen. Natürlich lassen wir den offiziellen Weg links liegen und suchen uns statt dessen einen eigenen Weg über ein Geröllfeld, der tatsächlich kürzer und schneller ist.

An der Hütte beschließen wir, noch eine längere Pause einzulegen, bevor wir nach Cilaos absteigen. Mit einer heißen Tasse Tee und dem Rest der Baguettes können die Lebensgeister wieder geweckt werden und 1½ Stunden später machen wir uns auf den Weg. Vor uns liegen noch 1.200 Höhenmetern bis hinunter nach Cilaos. Es geht wieder extrem steil hinunter. Aber diesmal können wir das Panorama in ganzen Zügen genießen! Cilaos liegt zum Greifen nahe direkt unter uns.

Ab und zu kommen uns andere Wanderer entgegen, die den steilen Weg zur Caferne Dufour hoch müssen. Sie sind bei den heute herrschenden Temperaturen nicht gerade zu beneiden. Aber Mitleid ist fehl am Platz: Wir hatten einen ähnlichen Weg gestern auch aufsteigen müssen. Gegen Mittag sind wir bereits unten, nachdem wir unterwegs noch mal kurz begossen wurden.

Das gebuchte Hotel "Des Neiges" ist schnell gefunden und nach einem erfrischenden Bad im Pool wird erst mal an einem Bankautomaten die Urlaubskasse aufgefüllt und die klammen Klamotten zum Trocknen und Auslüften aufgehangen. Die Schuhe finden auf dem Fensterstock Platz und schrecken alle Mücken des Tals ab. Abends geht es noch mal auf die "Piste", spricht zum Abendessen, um die Akkus wieder aufzuladen. Nach überwiegend kreolischer Küche leisten wir uns mal wieder richtiges Fleisch: Entrecote mit grünem Pfeffer bzw. Roquefort werden geordert!

Gesamt
Höhenmeter im Aufstieg 600 m 4.400 m
Höhenmeter im Abstieg 1.800 m 4.400 m
Distanz 12,0 km 83,5 km

Tags drauf fahren wir mit dem Bus wieder hinunter nach St.Pierre, holen in Petit Ile unser restliches Gepäck bei Alain ab und nehmen dann den "Car jaune" Express Linie A nach St. Denis.
Dort übernachten wir wieder im kleinen aber feinen Hotel "Les Mascareignes" und fliegen anderentags nachmittags nach Mauritius weiter.

Hier geht's weiter nach Mauritius

ähnlich . . .