Ushuaia und Tierra del Fuego

Ushuaia

Auf ans Ende der Welt! Leider ist das nicht so einfach, denn es fahren nicht allzu viele Busse nach Ushuaia. Zuerst müssen wir von El Calafate den weiten Weg bis nach Punta Arenas antreten - das sind erst mal gute 600 km.

Dann hängen wir erst mal zwei geschlagene Tage dort herum, übernachten im Pink House und ergattern schließlich Bustickets von Ghisoni nach Ushuaia (Retourtickets verkaufen sie in Chile nicht) und besorgen uns noch Rücktickets von Buses Pacheco. Erst als wir diese haben sind wir beruhigt. Denn nur in der Hoffnung, in Ushuaia Tickets für die Rückfahrt zu bekommen, wollten wir nicht starten.
Aber endlich kann es losgehen! Mit einem Tag Verspätung als geplant trotten wir frühmorgens zum Busterminal von Ghisoni. Im Bus No. 2 bekommen wir dann unsere Plätze zugeteilt und dann kann es losgehen - mindestens 12 Stunden Fahrt auf staubigen und holprigen Straßen bis in den tiefsten Süden des Kontinents.

Zuerst in nördlicher Richtung fährt der Bus dann später östlich entlang der Magellan-Strait bis er in Punta Delgada den Kanal an seiner engsten Stelle mit einer Fähre überquert. Weiter geht es durch eine windige Ebene bis nach San Sebastian, der chilenischen Grenzstation in the "middle of nowhere". Nach relativ kurzer Wartezeit wechseln wir den Bus und nähern uns der argentinischen Station. Na mal sehen, wie lange das hier dauern wird. Aber nach insgesamt einer guten Stunde haben wir alle unsere Stempel und dann kann es weiter gehen bis nach Rio Grande.
Hier ist wieder ein Buswechsel angesagt.

Jetzt beginnen sich aus der langweiligene Ebene auch bald die ersten Berge abzuzeichnen, die den äußersten Süden von Tierra del Fuego kennzeichnen. In Tolhuin, einem kleinen Ort am Lago Fagnano gelegen, legen wir noch einen kleinen Stop an einer Landbäckerei ein. Dann fährt der Bus auf staubiger Piste ins Gebirge und überquert es an einem wunderschön gelegenen Pass, wo der Bus aber leider nicht anhält. Statt dessen quält er sich endlos hinter vorausfahrenden PKW's durch deren Staubfahnen. Den dürfen wir natürlich die ganze Zeit schlucken!

Nach 9 Uhr abends erreichen wir endlich das kleine Busterminal in Ushuaia und sind sogleich umringt von einer Schar von Jugendlichen, die ihre Unterkünfte anpreisen. Wir nehmen ohne groß zu suchen gleich das Erstbeste, was sich aus unserer Sicht als Glücksgriff heraus stellte. Mit einem brachte man uns den Berg zu der neu gebauten Auberge "Argentino" hoch und dort bezogen wir unser 6-Bett Zimmer, das wir allerdings nicht teilen mußten. Spätabends gönnten wir uns noch ein Bife de Lomo im Restaurant "Moustaccio's", das rappelvoll war. Für 15 Peso war das medium gebratene Rindersteak ein wahres Schnäppchen!

Am nächsten Morgen frühstückten wir ganz gemütlich, ehe wir ein paar Scheine umtauschten. Die Kurse waren eine glatte Katastrophe (2,95 Peso pro Dollar bei Reiseschecks) - man sollte besser versuchen, die Wechselstube von Thaler zu meiden und eine Bank zu finden, die aber Sonntags leider geschlossen sind.

Für den Nachmittag buchten wir am Hafen eine Bootsfahrt mit der "Patagonia" auf dem Beagle-Kanal. Unser Guide Fernando erklärte uns alles zu Geschichte, Flora und Fauna und schenkte uns dann immer mal einen Kaffee mit Cognac ein.

Auf einer kleinen Insel gingen wir an Land und er zeigte uns die Überreste von Wohn- und Feuerstellen der Yamana. Wir kamen auch an Kolonien von Seelöwen und Kormoranen vorbei sowie an einem Leuchtturm, wo 1928 das deutsche Schiff "Monte Cervantes" gesunken ist.

Gegen Abend erreichten wir wieder den Hafen und kehrten wieder an gleicher Stelle zum Abendessen ein. Ich bestellte mir ein Gericht mit der Patagonische Riesenkrabbe "Centolla" a la Moustaccio's und bekam eine Art Salat kredenzt. Das war zwar etwas wenig, schmeckte aber ausgezeichnet. Aufgrund der Tatsache, daß wir uns heute kaum bewegt hatten, war es aber genug, denn zusätzlich flossen noch 2 Bierchen durch unsere immer durstigen Kehlen. Dann wurde der steile Aufstieg zu unserer Unterkunft in Angriff genommen und um 23:00 Uhr war Nachtruhe angesagt.

Tags darauf geht's zur einer Stippvisite in den Parque National Tierra del Fuego, der etwa eine halbe Fahrstunde westlich Ushuaias beginnt. Die ebenfalls organisierte Tour führte uns zu den Sehenswürdigkeiten des Nationalparks am "Ende der Welt", die vor allem aus seiner grandiosen Natur bestehen. Wir wandern durch Urwälder und sehen Robben und auch einen Albatross.

Gegen Mittag kommen wir wieder in Ushuaia an und geraten in einen üblen Regen. Schnell findet sich ein Cafe, wo wir das Ende des Schauers abwarten können. Wie in Patagonien üblich hielt der Regen nicht allzu lange an.

Nach einer Bestätigung unserer morgigen Rückfahrt bei der Agentur "Tolkeyen" liefen wir noch mal zu unserem Hostal und kochten dort Kaffee.

Dann ging's zum Abendessen wieder an altbekannte Stätte und nach einem Bife de Lomo mit Pfeffersauce war der Tag vollkommen.

Nach dem Rückmarsch putschte ich noch kurz vor dem Hostal und "zwang" den Rest der Truppe zum Besuch eines kleinen Ladens, um dort noch ein Fläschen Gute-Nacht-Bier zu ergattern. Es war nämlich gerade mal 22:15 Uhr und noch etwas zu zeitig zum Schlafen, denn wir hatten den lieben langen Tag nicht allzu viel leisten müssen. Der Vorschlag wurde dankend angenommen und im Fernsehraum klang der Tag aus. 12 Uhr waren wir "fertig".

Nach 12 Stunden Fahrtzeit sind wir am nächsten Tag wieder in Punta Arenas angekommen. An der Grenze ging es wieder ganz flott, auch wenn die Argentinier ein neues Abfertigungsverfahren ausprobierten. Nur hat das zu Anfang niemand so genau gecheckt und es gab allgemeine Verwirrung.

Das bewährte System der nebeneinander sitzenden und wild um die Wette stempelnden "Gauchos", an denen man in einem Ritt vorbei kam, wurde fallen gelassen und durch zweimaliges komplettes Anstellen ersetzt. Das dauerte zwar doppelt so lange, dafür wurde man mit Vor- und Zunamen persönlich aus Agentinien verabschiedet.

Marisol vom fährt uns an unserem letzten Tag im Süden für 8.000 Peso zum Airport, naja, sie hat sich an den Tagen in Punta Arenas liebevoll um uns gekümmert und sich das kleine Extrageld sicher verdient.

In Santiago haben wir uns unsere Rucksäcke geschnappt und sind mit dem Airportbus "Centropuerto" in die City bis zur Station "Los Heroes" gefahren (weiter geht's mit der Linie auch nicht, ist aber extrem billig - 1.000 Peso p.P.).

Dann ging's ein paar Blocks zurück und rechts zum in der Cummings gelegenen Hostal "International".

Welch eine schäbige Unterkunft - aber für eine Nacht wird es schon gehen. Die Leute sind zwar sehr freundlich - aber in dem ganzen Haus sieht es aus wie nach einem Bombenangriff. Das Bad hatte einen Volltreffer bekommen!

Aber wir hatten ein Bett für 10 US$ p.P/Nacht und das reichte uns, denn abends wollten wir noch einen Stadtbummel machen, die Alameda runter und dann zur Plaza del Armes. Nach den vier Wochen Ruhe war es die reinste Hölle: Ohrenbetäubender Lärm an der Straße, der vor allem durch die gelben "Ungeheuer", in Massen dahin rasender Busse, verursacht wird. Chaos pur! Zwischen den vielen Straßenhändlern, die ihre Waren auf dem Gehsteig auf Planen anbieten, kommt man kaum vorwärts. Und die Verkäufer haben immer alle vier Zipfel der Decke gleichzeitig in der Hand, um bei "Gefahr" verduften zu können. Es gibt jeden Scheiß: vor allem mp3's und viel viel Kitsch! An der Plaza essen wir dann noch ein Eis, an der Alameda in einem kleinen Schuppen gibt's noch zwei Bierchen.

Dann ist es Zeit Schlummern zu gehen. Um Mitternacht hauen wir uns auf's Ohr. Es wird eine laute Nacht, obwohl das "Hotel" nicht gerade an der Hauptstraße liegt.

Das Frühstück um 9:00 ist natürlich noch nicht fertig - unsere Wirtsleute schlafen noch! Nach 20 Minuen Warten schlurft der Sohn schlaftrunken durchs Haus und kredenzt uns das kärglichste Frühstück der letzten 4 Wochen.

Pulverkaffee, etwas Marmelade, leicht ranzige Butter und ein Brötchen, das man anstelle eines Pflastersteins als Wurfgeschoß bei den "Maikundgebungen" in Kreuzberg hätte einsetzen können.

Wir sehen zu, daß wir so schnell wie möglich verschwinden. Mit dem Airportbus geht es wieder zum Flughafen. Wir sind sehr zeitig dort, können aber gleich einchecken.

Iberia ist überbucht, aber das Angebot, eine weitere Nacht in Santiago auf Kosten der Airline zu bleiben lehne ich dankend ab. Wenn der Trip vorbei ist ist er eben vorbei! Fast pünktlich heben wir ab Richtung Madrid und München.

Wie der Service der Iberia war kann es hier nachlesen.

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