Reunion Morne Langevin

Morne Langevin

Nachdem wir unsere Ferienwohnung in Beschlag genommen haben planen wir eine erste Tour für den nächsten Tag. Wir wollen hoch zum Vulkan, eigentlich um die Route etwas kennen zu lernen, die wir dann ein paar Tage später mitten in der Nacht noch einmal fahren wollen.

Nez de BoeufAls Tagesziel wurde der Morne Langevin ausgesucht, der in einer etwa dreistündigen Rundwanderung vom Parkplatz an der Plaine des Sables erreicht werden kann.

In Petit-Ile nehmen wir nicht die Küstenstraße, sondern fahren über die kleinen Nebenstraßen D31 und D3 nach Le Tampon. Aufgrund der vielen Kurven kommt man da aber nicht so recht vom Fleck, aber wiederum war die Fahrt durch die über 2 m hohe Zuckerrohrplantagen und Reste von alten Geranienfeldern recht abwechslungsreich. In Le Tampon erreicht man dann die N3, die in einer Traverse quer über die Insel verläuft, am Col de Bellevue ihren höchsten Punkt erreicht und im Osten in Saint-Benoît wieder die Küste erreicht.

Im kleinen Ort Bourg-Murat am Kilometer 27 biegen wir nach rechts ab und befinden uns nun auf der Route du Volcan (RF 5), die bis in eine Höhe von 2311 m zum Pas de Bellecombe führt.

Aber bevor man den erreicht, gibt es noch allerhand zu sehen! Direkt an der Kreuzung befindet sich linker Hand die Maison du Volcan, ein 1992 eröffnetes Vulkanmuseum, das anschaulich weltumspannend und auch speziell über den Vulkanismus auf Reunion informiert.

Plaine des CafresAnfangs fährt man dann über Rinderweiden ständig bergan und durchquert auf steilen Serpentinen einen Cryptomeriawald, der mit Picknickplätzen übersäht scheint. Hat man dann erst mal die 2.000 m Marke geknackt, ändert sich die Landschaft und wird fortan von kleinen Höhentamarinden und Büschen beherrscht. Am Aussichtspunkt Nez de Boeuf ("Rindernase") folgt dann der erste Hammer: Man steht direkt an der Kante des Rivière des Remparts. Die Steilhänge fallen fast 1.200 m senkrecht in die Tiefe. Wir haben Glück, denn es sind noch keine Nebel aufgezogen und so bleibt der Blick in diese erste und älteste Caldera des Vulkans wolkenfrei. Vor den Gipfel des Piton de la Krater ""Fournaise haben sich aber schon dichte und regenreiche Wolken geschoben. Da wird heute oben nicht mehr allzu viel zu sehen sein.

Die Straße verläuft jetzt in einem großen Bogen zuerst nördlich und dann südlich immer weiter bergan. Am Krater "xxxxxxxxx" lohnt sich noch ein kurzer Stopp. Von einer Aussichtsplattform kann man tief in den alten Krater hinunter schauen. Man sollte man schon etwas schwindelfrei sein, denn der "Balkon" scheint über dem Krater zu schweben, der in einem satten dunklen Rot leuchtet. Dann liegt auch schon die nächste große Caldera des Piton de la Fournaise vor uns: Die rotbraun leuchtende Sandebene der Plaine des Sables! Ab und an leuchten richtig orangene Stellen in dieser Wüste. Hier zweigt auch der Wanderweg zum Morne Langevin ab, aber wir wollen es doch noch wissen und fahren weiter bis zum Pas de Bellecombe. Zuerst windet sich die Straße auf einigen Serpentinen steil nach unten in die zweite, vor 40.000 Jahren entstandene Caldera. Ungefähr 150 Höhenmeter tiefer fahren wir dann über eine rot-orangene Sandpiste weiter durch die Sandebene. Das Wetter macht immer weiter zu und von den umliegenden Bergen kann man so gut wie nichts mehr erkennen. Am Paß angekommen ist alles wolkenverhangen. Selbst der Blick hinunter in den Riesenkrater des Piton de la Fournaise bleibt uns verborgen.

Also fahren wir wieder zurück bis zum Ausgangspunkt der Wanderung zum Morne Langevin. Piton de la FournaiseDort lassen wir den Polo stehen und machen uns auf die Socken. Das Wetter ist trübe und der Vulkan zeigt sich überhaupt nicht von seiner schönsten Seite. Außerdem ist der Rundwanderweg geschlossen; man darf nur den links an der Abbruchkante zur Plaine des Sables führenden Teil begehen. Dafür bessert sich das Wetter und ab und an kann man sogar den Gipfel des Vulkans durch die Wolken schimmern sehen. Direkt am Morne Langevin (2.403 m) steht ein kleiner Vermessungspunkt, der kaum zu verfehlen ist. Der Vulkan präsentiert sich jetzt in seiner ganzen Pracht! Aber es kommt noch besser. Man kann noch ein paar Meter weiter laufen und steht dann urplötzlich an der Abbruchkante zum Revière Langevin. Die Wände fallen hier fast senkrecht 1.200 m in die Tiefe ab. In der Ferne kann man deutlich die Küste zwischen den Orten Saint Philippe und Saint Pierre sehen. Dazwischen wabern immer wieder Wolkenfetzen von unten herauf. Der Gipfel des Vulkans wechselt alle paar Minuten sein Aussehen. Mal liegt er im prallen Sonnenschein, dann ist er wieder wolkenverhangen. Nach einer Brotzeit machen wir uns wieder auf den Rückweg und erreichen in einer reichen Stunde unser abgestelltes Auto.

Für heute soll es reichen!

Auf der Terrasse unserer Wohnung lassen wir es uns dann bei Fischer-Bier, Rhum-Punsch und einem leckeren Abendessen mit frischen Scampi gut gehen.

Ostküste

Nach den Wanderungen der letzten Tage steht heute mal wieder etwas anderes auf dem Plan: Mit dem Mietwagen wollen wir entlang der Ostküste bis hoch nach St-Benoît fahren und dann über die Traverse zurück nach St-Pierre und Petite Ile.

Da braucht man natürlich nicht so zeitig aufbrechen und so lassen wir uns richtig Zeit für das Frühstück. Über St-Joseph fahren wir Richtung Osten über die N2. Der erste Punkt ist der Pointe de la Table mit den Puits Arabe. Pointe de la TableDie Ostküste ist dem Südostpassatwind schutzlos ausgeliefert und die Wolken stauen sich am Massiv des Piton de la Fournaise. Also regnet es hier auch öfter Mal. Zusammengenommen können das bis zu 5.000 mm pro Jahr werden. Auch ist es das richtige Klima für die Vanille, die der Insel auch ihren einstigen Namen, Ile Bourbon, gab. Aber es ist keine Erntezeit und laut Reiseführer kann man sich den Besuch der Vanille-Kooperative sparen, denn dann wird dort nicht gearbeitet.

Am Pointe de la Table bildete sich 1986 beim großen Ausbruch des Vulkans innerhalb einer Woche eine 25 ha große neue Landfläche. Heute kann man hier einen 3 km langen Rundwanderweg wählen, der in 1½ Stunden über die Pointe de la Table führt. Aber wir belassen es bei einem Kurzbesuch an der Steilküste, an die ständig große Wellen krachen. Die Szenerie erinnert an den Volcanoes Nationalpark auf Big Island (Hawaii). Die Puits Arabe, der Araberbrunnen, sind ein in Basalt gehauener alter Brunnen, der im 8. oder 9. Jahrhundert von arabischen Seefahrern in den Basalt geschlagen wurde.

Die nächsten 10 Kilometer fährt man durch eine Landschaft, die den Namen Le Grand Brûlé, das große Verbrannte, trägt. Le Grand BruleHier sind in regelmäßigen Abständen Lavaströme bis hinab ins Meer geflossen und der Krater des Piton de la Fournaise ist an dieser Stelle zum Meer hin quasi offen. Wir haben genug Zeit, uns das Ganze anzusehen, denn ein Platzregen zwingt uns, eine kleine Pause einzulegen. Die Scheibenwischer haben das viele Wasser nicht mehr geschafft! Die Kontraste der Farben sind schon Spitze: Das Grün der Vegetation, das Schwarz der Lava und das tiefe Blau des Meeres, über dem sich weiße Wolken türmen.

An der Anse des Cascades werden wir dann von einem ordentlichen Regen überrascht. Wir flüchten in einen kleinen Pavillon, sind aber schon pitschnaß, bevor wir dort ankommen. Dann heißt es erst mal warten, bis das kleine Unwetter vorbei ist. Aber länger als eine Viertelstunde schüttet es nicht.

Dafür kommt dann wenigstens etwas mehr Wasser vom Berg herunter und der Wasserfall wirkt dadurch viel besser. Nach zwei Kilometern ist dann wieder die Hauptstraße erreicht.

Der nächste lohnenswerte Punkt der Tour an die Ostküste ist Notre-Dame des Lavas. Diese kleine Kirche steht direkt an der Straße im Ort Piton Sainte-Rose an der Stelle, wo 1977 ein Lavastrom direkt vor der Kirche zum Stehen kam.

Mit Mühe und Not kommen wir dann bis nach Saint Benoit, denn der Tank ist mal wieder bis zum Boden leer gefahren. Die Tankstelle am Ortseingang hat zwar Benzin, aber die Zapfanlage ist kaputt. Wie lange es noch dauern wird, bis sie repariert ist, kann keiner sagen. Und verstehen würden wir es ja ohnehin nicht. Also machen wir uns auf die Suche nach einer anderen und werden nach kurzer Irrfahrt in der Innenstadt fündig. Geschafft!

Mit einem "blauen" Auge uns vollem Tank machen wir uns wieder auf den Weg, um über die Traverse wieder in den Süden der Insel zu gelangen. Doch vorher wollen wir noch einen kurzen Abstecher zum Grand Etang machen. Der "große Teich" liegt auf ca. 500 m Höhe im niederschlagsreichen Hinterland von St. Benoît. 8 km hinter der Stadt biegt man von der N3 nach rechts ab und fährt auf einer Betonstraße noch 3 km bis zu einem kleinen Picknickplatz. In 20 Minuten kann man dann bis zu einem kleinen Aussichtspunkt über dem See laufen. Bei gutem Wetter glänzt die dunkle Wasserfläche in der Sonne und von den umliegenden steilen Felswänden stürzen Wasserkaskaden in die Tiefe.

Zurück am Parkplatz fahren wir weiter über die Richtung Hochebene der Plaine des Palmistes. Es wird langsam kühler und man kann die Klimaanlage ausstellen. Die Straße windet sich in steilen Serpentinen nach oben und man gelangt bald zum Col de Bellevue, der den Übergang zu den Plaines des Cafres markiert. Wie der Name schon sagt, hat man von hier oben eine besonders schöne Aussicht - wenn man sie eben hat. Aber zumeist verhüllen dichte Wolken den höchsten Punkt der Traverse. So auch bei uns.

Aus dem Nebel sieht man nur ab und an große Farne neben der Straße stehen. Ist aber der höchste Punkt erst mal überwunden, besserte sich die Sicht schlag-artig. Mit Bourg-Murat erreicht man den Ausgangspunkt der Route du Volcan. Die ist aber erst übermorgen dran, denn dann wollen wir dem Vulkan auf's Dach steigen.

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