Östereich

Zugspitze und Wilder Freiger

Zugspitze
Bayreuth - München - Grainau - Höllentalangerhütte

Nach einem gemütlichen Frühstück brauchen wir nur noch meine Klamotten ins Auto schmeißen und dann kann es auch schon losgehen. München und Garmisch sind die nächsten Ziele, die wir auch schnell erreichen, obwohl die Autobahn ganz schön "dicht" ist.
Auch das Wetter bessert sich ab Ingolstadt und so erreichen wir Grainau zu Füßen der Zugspitze bei zwar etwas trüben aber doch sonnigem Wetter. Und selbst mit dem Parken haben wir Glück, denn auf dem Platz unterhalb des Eingangs zur Höllentalklamm wird gerade eine Lücke frei als wir ankommen.
Dann geht's ans Packen der Utensilien, die wir für die nächsten Tage brauchen werden. Da sind ein paar Lebensmittel und die Kletterausrüstung - Klettergurt, Seil und Helm. Denn neben dem Aufstieg zu Deutschlands höchstem Berg ist der Abstieg über den Jubiläumsgrat geplant.
Aber erstens kommt es immer anders als man zweitens denkt.
Nach einer knappen Stunde erreichen wir den Eingang zur Höllentalklamm, der sich erst einmal als unüberwindliches Hindernis präsentiert. Nur gegen Bares kann man die Barrikade passieren.
Für Mitglieder des DAV kostet es 1 ¬, für Nichtmitglieder macht das Ganze dann 2,50 ¬. Mit der Eintrittskarte kann man dann die Klamm am gleichen Tag wieder verlassen, ohne noch einmal bezahlen zu müssen.
Wer sie verbummelt, der hat Pech gehabt und darf noch mal in die Geldbörse greifen.
Die Klamm an sich ist eine sehr enge Felsschlucht, die sich über vielleicht einen Kilometer lang nach oben zieht. Es ist sehr dunkel und naß! Also ist gegen eine Regenjacke nichts einzuwenden. Aufgrund des schönen Wetters ist ganz schön was los! Ständig muß man jemanden vorbei lassen. Aber den anderen geht es ja auch nicht anders, denn die müssen ihrerseits uns vorbeilassen. Unter der Woche ist es sicherlich schöner und man kann die Natur besser geniesen.
Bei herrlichstem Sonnenschein erreichen wir die Hütte und das Nichtmitglied muß eigentlich bis zur Verteilung der Schlafplätze noch lange warten. Mitglieder können bereits 16:00 einchecken, das gemeine Nichtmitglied hat ggf. bis 20:00 Uhr zu warten.
Glücklicherweise ist es dann bereits dunkel und der Hüttenwirt kann einen eigentlich gar nicht mehr wegschicken. Aber so lange brauche ich nicht zu warten, denn Zimmi kann mich bereits beim zweiten Einchecken der DAV - Mitglieder einschmuggeln und ich kann meine halbe Matratze beziehen.
Womit wir beim Unterschied zwischen Mitgliedern und Nichtmitgliedern im Deutschen Alpenverein (DAV) wären. Mitglieder des Vereins erhalten verbilligte Unterkünfte, was manchmal so die Hälfte ausmacht. Das Matratzenlager in der Höllentalangerhütte kostet dann nur 7,50 ¬ anstelle 15 ¬ für Nichtmitglieder. Für beide gleich sind dann die Preise für das Abendessen und die Getränke - ausgenommen Teewasser für ca. 2 ¬, Bergsteigergetränk und Bergsteigeressen (dieses gibt es alles nur für Mitglieder). Da die Hütte bis zur Decke voll war, gab es pro Person eine halbe Matratze, was sich allerdings nicht in einer Preisminderung niederschlug. Diesmal für beide - Mitglieder und Nichtmitglieder!
Abendessen und Getränke waren dafür o.k. und auch die Bedienung war sehr freundlich. Die Nacht hatte es allerdings in sich - Drehen auf Kommando (alle nach links oder auch nach rechts) und einen Dauerschnarcher. Leider blieb uns verborgen, ob es sich um ein schnarchendes Mitglied oder Nichtmitglied handelte.
Der Morgen nach einer fast schlaflosen Nacht hatte auch wieder zwei Überraschungen parat: Erstens war das Wetter mal wieder im Arsch, es regnete, und zweitens belief sich der Preis eines Frühstücks auf sage und schreibe 6 ¬. Neben einer Tasse Kaffee, Schokolade der Tee bekam man noch zwei Scheiben Brot (Extrascheibe 50 Cent), ein kleines Stückchen Butter und etwas Marmelade. Ich denke die Gewinnspanne ist an dieser Stelle aus gereizt.

Stubaital
Grainau - Neustift - Sulzenauhütte

Also was sollen wir mit dem angebrochenen Tag machen? Auf besseres Wetter warten? Oder gleich ins Stubaital fahren?
Wir entschieden uns für Letzteres und brachen unsere "Zelte" ab, durchstiegen die Höllentalklamm wieder talauswärts und hatten Glück, nicht noch einmal Eintritt oder nennt sich dann "Austritt" bezahlen zu müssen, obwohl unsere Karte ja bereits am Vortag gelöst wurde.
Über Mittenwald und Seefeld erreichten wir bald Innsbruck, wobei ich den größten Teil der Strecke verschlief. Aber als Beifahrer kann man sich das schon mal leisten! Über die Brenner-Bundestraße und Neustift kommen wir schließlich an der Bushaltestelle Sulzenauhütte an und lassen das Auto stehen. Neben den Klamotten werden diesmal auch noch Brot, Käse, Wurst und Gaskocher eingepackt, denn hier im Österreich ist sicherlich nicht mit wesentlich günstigeren Hüttenpreisen zu rechnen. Nach zwei Stunden reiner Gehzeit und einer kleinen Pause auf einer Almhütte erreichen wir die Sulzenauhütte, gelegen auf 2191 m Höhe. Hier erleben wir dann doch erst mal einige angenehme Überraschungen: Der Preis des Matratzenlagers beträgt nur 5.50 ¬ bzw. 11 ¬ für das Nichtmitglied, die Lager sind pieksauber (dabei Lager 4 in der obersten Etage noch schöner als Lager 1 ganz unten) und gemütlich und die Speisekarte ist gut sortiert, das auch noch zu zivilen Preisen! Und die Bedienung ist Klasse - hier herrschen thailändische Verhältnisse, auf jeden Fall was die Freundlichkeit angeht!
Der Abend klingt dann in gemütlicher Runde bei ein paar Bierchen und Tiroler Gröst'l aus.
Der nächste Morgen beschert uns bestes Wetter! Die Sonne lacht und es kann an den ersten Gipfel gehen. Wir haben uns als leichte Tour den "Großen Trögler" ausgesucht. Dieser liegt oberhalb des Passes zur Dresdner Hütte und ist in etwa 2 ½ Stunden erreichbar. Wir brauchen also nicht allzu zeitig aufbrechen. Das Frühstück kostet etwas mehr als 6 ¬, dafür ist aber neben der obligatorischen Marmelade auch noch eine Ecke Käse dabei. Und selbst mitgebrachtes Brot, Käse und Wurst. Es ist also gut gesorgt für den Magen.
Über die alte Seitenmoräne des stark zurück gegangenen Gletschers steigen wir nach rechts in einen Steilhang ein. In Serpentinen schlängelt sich der Weg höher und höher, ehe er an einer Felsrippe durch Seile gesichert steil nach oben zieht. Aber diese Stelle ist nicht allzu lang und gestaltet sich im Aufstieg als unproblematisch.
Bald ist der Gipfel des "Kleinen Trögler" erreicht und bis zum Hauptgipfel ist es nicht mehr weit, der nach kaum schwieriger Gratkletterei kurz vor Mittag erreicht wird. Wir stehen auf 2902m Höhe und können uns an einem wunderschönen Panorama erfreuen. Wilder Freiger, Wilder Pfaff, Zuckerhütl und Schaufelspitze sind unsere nächsten Nachbarn. Tief unter uns erkennen wird die Dresdner Hütte und die Sulzenauhütte.
Der Abstieg geht dann wesentlich schneller - bald sind wir wieder unten und matten erst mal etwas in der Sonne ab. Anschließend gibt's dann Cappuccino und warmen Apfelstrudel. Und es werden die Pläne für den nächsten Tag geschmiedet: Wir wollen zur Müllerhütte aufsteigen und von dort aus den Wilden Freiger und das Zuckerhütl machen.

Wilder Freiger
... auf geht's zum Gipfel!

Aber leider kommt es wieder einmal anders als wir es uns vorgestellt hatten. Uschi stochert am Morgen in ihrem Müsli herum, es geht ihr nicht so gut und wir disponieren um: Wir wollen die Freiger-Route auskundschaften und brechen zusammen mit Ingrid und Fritz zum Gletscher auf. Dort beschließen die beiden aber umzukehren und zur Dresdner Hütte umzusetzen, um von dort aus die leichter erreichbare Schaufelspitze zu machen.
Zimmi und ich kämpfen uns auf der Seitenmoräne des Gletschers steil nach oben und ärgern uns bald grün und blau, denn wir haben weder Seil noch die andere Ausrüstung bei uns. Den Gipfel hätten wir sonst heute leicht machen können!
Also steigen wir notgedrungen wieder ab und laufen zurück zur Sulzenauhütte, die wir schon gegen Mittag erreichen und dann faulenzen wir den lieben langen Tag in der Sonne.
Am nächsten Morgen stehen wir zeitig auf, gönnen uns ein ausgiebiges Frühstück und machen uns erneut auf die Socken. Bald erreichen wir den Einstieg zu Leos Freiger-Route und dann gehts wieder auf der steilen Seitenmoräne bergauf.
Überall liegen noch ein paar Schneereste, die an diesem schattigen Nordhang schon seit Tagen liegen geblieben sind. Nach etwa zwei Stunden haben wir den Gletscher erreicht. Wir legen unsere Ausrüstung an und Zimmi übernimmt die Führung.
Er lotst uns sicher durch das Gewirr der Gletscherspalten. Derweil trotte ich am Seil hinterher! Allmählich wird es steiler und wenig später treffen wir auf eine andere Spur, der wir folgen und die uns direkt hoch zum Gipfelgrat führt.
Nach weiteren Hundert Metern stehen wir am Gipfelkreuz: 3418m sind erreicht. Wir sind heute die ersten auf dem Gipfel! Und die Sicht ist phantastisch.
Wir können ein 360° Alpenpanorama genießen. Der Blick schweift von den Dolomiten zum Ortler, zu den Ötztaler und Stubaier Alpen und zu den Hohen Tauern.
Dann beginnen wir unseren Abstieg zur Müllerhütte. Wir wählen natürlich die schwierigere Variante über den Gletscher und steigen rückwärts ein etwa 40° steiles Firnfeld bis zum Bergschrund hinunter. Zimmi geht wieder in Führung und sondiert eine Schneebrücke, die sich dann auch als fest genug erweist. Dann darf ich den restlichen Weg bis zur Hütte voran gehen.
Kurz vor der Hütte nehmen wir die Steigeisen ab. Dann poltert es über uns und ein paar Steine prasseln herunter. Die Flugbahn sollte eigentlich an uns vorbei führen, aber im letzten Moment springt ein etwa Ziegelstein großer Brocken doch noch in meine Richtung und erwischt mich am A.... Gott sei Dank trifft er aber die Geldbörse und wir suchen schleunigst das Weite!
An der Hütte stärken wir uns mit einer Tafel Schokolade und einem 0,4 l Radler für 3,40 ¬. Das ist ganz schön happig, aber die Hütte liegt auch ziemlich abseits, direkt an der österreichisch-italienischen Grenze und muß mit Hubschraubern versorgt werden. Über einen teils verschneiten, etwa 100 m hohen Klettersteig müssen wir wieder zum Gletscher hinab steigen. Das erweist sich als gar nicht so einfach und ich bin froh, eine Angstschnur zum Einhängen mit zu haben. Rauf gehts sicher einfacher.
Der Rest des Wegs ist nicht schwer und so stehen wir um 17:00 Uhr wieder vor der Sulzenauhütte und genehmigen uns erst mal ein schönes Bier. Die 10 stündige Tour war einfach Klasse!

Wilder Freiger
Stubaital - München - Bayreuth

Am nächsten Morgen können wir uns Zeit lassen, denn mit der Nürnberger Hütte ist unser Tagesziel nicht weit entfernt.
Der Weg führt zuerst wieder Richtung Freiger-Route und dann links über eine alte Gletschermoräne steil hinauf zum Gipfelkreuz der Maierspitze (2756 m).
Auf der anderen Seite gehts dann über einen nicht gerade tollen Weg hinunter, der aufwärts bestimmt viel besser zu gehen ist. An der Nürnberger Hütte angekommen ist es noch nicht mal Mittag. Wir genehmigen uns noch ein Bierchen und eine Suppe und entscheiden, heute noch abzusteigen und wieder nach Hause zu fahren, da sich das Wetter ohnehin verschlechtert hatte und es zu nieseln begann.
Und was sollen wir noch eine Hüttenübernachtung zahlen, wenn es spätestens tags darauf doch nach Hause geht.

Tourenplan
Tag Tour/Trail Route Bemerkung
Sa Anfahrt über München und Garmisch nach Grainau Zustieg zur Höllentalangerhütte auf ca. 1500 m Höhe Übernachtung in der Höllentalangerhütte
So Aufstieg zur Zugspitze aufgrund schlechten Wetters nicht durchgeführt; Weiterfahrt ins Stubaital Abstieg von der Höllentalangerhütte und Umsetzen ins Stubaital; dort Aufstieg zur Sulzenauhütte auf 2191 m Höhe  Übernachtung in der Sulzenauhütte
Mo Großer Trögler 2902 m Sehr schöner Aussichtsberg, obwohl gar nicht so hoch Übernachtung in der Sulzenauhütte
Di Erkundungstour Leo's Freigerroute Aufstieg auf der Route bis 2650 m Höhe; dann Abstieg zur Hütte zurück und gemütlicher Nachmittag bei Kaffee und Kuchen Übernachtung in der Sulzenauhütte; Gipfel war möglich wenn wir Seil und Klettergurt dabei gehabt hätten
Mi Wilder Freiger 3418 m Aufstieg über Seitenmoräne und Gletscher zum Gipfel bei schönstem Wetter, weiter zur Müllerhütte und Abstieg über den Sulzenaugletscher zur Hütte (10 h Tour) Übernachtung in der Sulzenauhütte
Do Nürnberger Hütte Über die Maierspitze 2756 m Wegen einsetzendem Regen Abstieg ins Tal und Heimfahrt