Stubai- und Ötztal

Am 12.08.2000 war es wieder mal so weit: Eine einwöchige Bergtour durch das österreichische Stubai- und Ötztal war angesagt. Teilnehmer der Tour sind Uschi, Zimmi und Peter sowie ich, Matthias.
Gemeinsam haben wir bereits im Dezember 1997 und Januar 1998 unsere Kilimanjaro-Tour betritten.
Als Tourenziele sind in der ersten Woche Schaufelspitze und Zuckerhütl im Stubaital und Vorderer Brochkogel und Wildspitze im Ötztal geplant. Anschließend fahre ich wieder nach Hause, denn ich habe nicht mehr Urlaub. Die anderen wollen noch eine Woche im Monte Rosa Gebiet dranhängen. Ziel ist dort die Parrot-Spitze.

Anreise

Die Anfahrt ins Stubaital gestaltet sich wieder mal nervig: Auf den Autobahnen rund um München geht am vormittag nicht viel. So erreichen wir Steinach am Brenner erst in den frühen Nachmittagstunden. An der Bergbahn hoch zur Dresdner Hütte hätten wir nur noch 15 Minuten um unseren ganzen Kram für 3 Tage zusammenzupacken. Da man dann aber immer die Hälfte vergißt, lassen wir die Liftfahrt sausen und fahren zum nächsten Zeltplatz talauswärts. Dort ist die Übernachtung zudem billiger und das Essen im Restaurant auch ... und obendrein besser!

Schaufelspitze (3.333 m)

Frühmorgens fahren wir dann wieder hoch zur Bergbahn, von dort aus geht's gleich zur Dresdner Hütte hoch. Quartier ist schnell gemacht und unserer ersten Tour zur Schaufelspitze steht nichts mehr im Weg.
Wir verzichten auf die Bergbahn und laufen durch die genial zerstörte Landschaft bergauf bis zur Gletscherbahnstation. Hier auf 2.900 m Höhe rasten wir erst mal. Von hier aus geht dann der markierte Gletscherpfad parallel zum Schlepplift bis hoch auf den Eisgrat an der Jochdohle.
Durch den nassen Schnee ist das eine ziemliche Plackerei und so ist oben wieder eine Pause notwendig. Also rasten wir hier noch einmal, bevor sich Zimmi, Peter und ich auf den Weg zum Gipfel der Schaufelspitze aufmachen.
Bis dahin sind noch 250 Höhenmeter aufzusteigen. Aber wir kommen sehr schnell voran, denn der Weg ist nicht allzu schwer. Stellenweise liegen noch ein paar Schnee- und Eisreste, wo man etwas aufpassen muß, daß man nicht ausrutscht.
Oben angelangt entschädigt dann aber ein tolles Panorama über das Stubaital und die Bergketten der Stubaier und Ötztaler Alpen für die Anstrengungen des Tages. Der Abstieg ist dann wie immer fast ein Kinderspiel. Schnell haben wir wieder die Bergstation erreicht, wo wir uns ein kühles Bier gönnen.
Natürlich ist es nicht bei dem Einen geblieben, denn die Abende in einer Berghütte können recht lang werden ...

Zuckerhütl (3.507 m)

Der nächste Tag sieht uns bereits im Morgengrauen bergaufwärts stapfen. In etwa zwei Stunden bewältigen wir den Anstieg bis zum Gletscher. Diesen überqueren wir angeseilt bis zu einem Sattel ins Nachbartal. Hier steigen wir mit den noch angeschnallten Steigeisen auf, nehmen sie aber dann oben ab, denn auf der anderen Seite geht es doch sehr steil bergab zum nächsten Gletscher. Die kritischste Stelle ist mit einem Fixseil versichert, das allerdings schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatte.

Am Gletscher unten angekommen legen wir die Steigeisen wieder an und steigen am Seil gesichert ziemlich steil bergan. Die ausgetretene Spur folgt auf dem Gletscher dem Verlauf des rechts über uns befindlichen Felsgrats durch ein Spaltengebiet bergan, also nicht so wie im Führer eingezeichnet. Wir kommen relativ langsam voran und rasten oberhalb des Gletscherbruchs. Der Weg zum Zuckerhütl erscheint noch ewig weit, zudem brauen sich am Horizont bereits bedrohliche riesige Wolkenberge auf. Und es ist bereits sehr spät: 14 Uhr. Also beschließen wir zurück zu gehen.
Zimmi sichert uns an der schwierigsten Stelle hoch auf den Felsgrat. Nach kurzer Kraxelei sind wir oben. Auf der anderen Seite wählen wir den direkten Abstieg über den aufgeweichten Gletscher ins Tal. Bald haben wir die Dresdner Hütte wieder erreicht und können, da es noch nicht zu spät ist, mit der Seilbahn zu Tal fahren. Wir quartieren uns wieder auf dem gleichen Zeltplatz ein. Hier haben wir genug Platz, nebenan gibts gutes Essen und Trinken in der Kneipe. Und morgen können wir in Ruhe ins Ötztal umsetzen, da wir alles bereits zusammengepackt haben.

Vent

Da wir heute nicht mehr sehr weit wollen, lassen wir es am Morgen langsam angehen und frühstücken erst mal in Ruhe. Anschließend fahren wir über die Brennerbundesstraße und die Inntalautobahn bis zum Ötztal. Wir passieren Ötz, Längenfeld und Huben, ehe wir kurz nach Sölden ins Venter Tal nach rechts abbiegen. Auf dem Parkplatz lösen wir ein Parkticket und begeben uns zum Lift, denn in der Hitze von über 30°C im Schatten muß man nicht unbedingt aus dem Tal heraus bis zur Breslauer Hütte steigen.
Also denn mal Platz genommen und die ersten 500 Höhenmeter werden schwebend absolviert. Dann hilft allerdings nichts mehr: Zu Fuß geht es hoch zur Breslauer Hütte. Nach dem "Einchecken" und beziehen unseres Zimmers lassen wir es uns draußen in der warmen Abendsonne bei einem Bierchen gut gehen.

Vorderer Brochkogel (3.564 m)

Unser heutiges Ziel ist der Vordere Brochkogel. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg.
Anfangs laufen wir auf gleichbleibender Höhe zu unserem versteckt liegenden Einstieg.
Endlich haben wir ihn ausgemacht und steigen über Geröllhalden bergauf. Man findet schlecht Halt und rutscht auf dem lockeren Grund immer etwas zurück. Bald aber ist diese Hürde genommen und wir finden die ersten richtigen Steinmännel, die uns den Weg zum brüchigen Grat weisen, dem wir bis zum Gipfel folgen müssen.
Der Grat ist sehr brüchig, überall türmen sich Felsbrocken und -platten übereinander. Man muß aufpassen, daß man keine Steine lostritt, die Nachfolgende gefährden können. Aber nach mir kommt keiner mehr. Uschi sitzt weiter unten und wartet auf uns und außer uns ist heute keiner mehr am Berg unterwegs. Nach einer Rast am Vorgipfel steigen wir die letzten Meter aufwärts. Zum Schluß mußte noch ein kleines Schneefeld überquert werden, wobei wir sicherheitshalber die Steigeisen anlegen, auf eine Seilsicherung aber verzichten.
Als ich oben ankomme steht Zimmi schon auf dem eigentlichen Gipfel. Wir haben eine tolle Aussicht von hier oben, schauen auf die tief unter uns liegenden Gletscher hinab und zur Wildspitze hinüber, unserem morgigen Tagesziel.
Der Abstieg ist schnell bewältigt und in Vorfreude auf einen Germknödel und ein Bier eilen wir der Breslauer Hütte entgegen.

Wildspitze (3.774 m) und Hohes Männel (3.021 m)

Als wir mitten in der Nacht aufstehen fühl ich mich "schwach wie Flasche leer" und beschließe, nicht mit auf die Wildspitze zu gehen.
Dafür werde ich mit Uschi zusammen auf das Hohe Männel (3.021 m) steigen, dessen Gipfelkreuz von der Hütte aus zu erkennen ist. Also ein kurzer Weg wie es scheint. Aber wie es halt so im Leben ist, führt der Weg in einem ständigen Auf und Ab zum Ziel.
Nach einer kleinen Klettereinlage sind wir oben.
Auf dem gleichen Weg geht es dann auch wieder zurück. Von unseren beiden "Wildspitzen" ist weit und breit nichts zu sehen, obwohl alle anderen, die frühmorgens gestartet waren, bereits zurück sind. Aber die Lösung naht, als Zimmi und Peter von ihrer Tour zurück kommen. Neben der Wildspitze haben sie gleich noch den Hinteren Brochkogel gemacht.
Wir ruhen uns noch etwas aus, bevor wir uns auf den Rückweg zur Liftstation machen. Dann schaukeln wir wieder nach Vent hinunter. In Huben suchen wir nach einem Zeltplatz und finden auch einen schönen unterhalb der Sattelalm.
Abends gibts ein kräftiges Gewitter, das uns in der Zeltplatzkneipe bei Steak vom Grill und Bier aber kalt läßt.

Heimfahrt

Nach einem ausführlichem Frühstück an meinem 41. Geburtstag trennen sich unsere Wege. Uschi, Peter und Zimmi fahren weiter Richtung Comer See.
Ich trete die Heimfahrt Richtung Norden an.
Anfangs rollt es noch ganz gut, aber kurz hinter München beginnt dann wieder der bekannte Freitagnachmittagstau auf der A9.

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